Von Kenan Engin
Die Studie vom NaDiRa „Grenzen der Gleichheit: Rassismus und Armutsgefährdung“ von 2024 geht der Frage nach, ob bzw. inwieweit es einen Zusammenhang zwischen Armut und Rassismus gibt.
Hier ist eine kurze Zusammenfassung der Studie, die aufschlussreiche Ergebnisse herausgearbeitet hat.
Die Armutsgefährdungsquote in Deutschland lag 2022 bei 14,8 %, wobei deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen bestehen. Deutsche ohne Migrationshintergrund hatten eine Quote von 12,2 %, während sie bei Menschen mit Migrationshintergrund 28,1 % und bei Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft 35,3 % betrug. Besonders betroffen sind Menschen mit Migrationshintergrund, wie auch frühere Studien zeigen. Dennoch gibt es in Deutschland bislang wenig Forschung zur Rolle von Rassismus bei der Armutsgefährdung, da entsprechende Daten fehlen.
Der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) untersucht erstmals systematisch den Zusammenhang zwischen Rassismus und Armut in Deutschland, mit einem Fokus auf asiatische, muslimische und Schwarze Menschen. Die Erhebung erfasst neben dem Migrationshintergrund auch Selbstidentifikation und Fremdzuschreibung, wodurch rassistisch markierte Gruppen explizit betrachtet werden können. Nach den NaDiRa-Daten liegt die Armutsgefährdungsquote insgesamt bei 12,5 %, was unter den Werten des Statistischen Bundesamts liegt. Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass rassistisch markierte Gruppen ein höheres Armutsrisiko tragen, selbst wenn Faktoren wie Bildungsstand oder Erwerbsstatus berücksichtigt werden.
Rassismus beeinflusst Bildung, Arbeitsmarktchancen, Gesundheitsversorgung und Wohnsituation. Kinder aus armutsgefährdeten Familien haben oft schlechtere Bildungschancen, die durch Vorurteile und Diskriminierung noch verstärkt werden. Dies wirkt sich auf spätere Arbeitsmarktchancen aus, da rassistisch markierte Personen trotz gleicher Qualifikationen oft schlechtere Möglichkeiten haben, zum Beispiel bei Bewerbungsgesprächen. Auch beim Zugang zu Wohnraum und Gesundheitsversorgung treten Benachteiligungen auf. Diese strukturellen, institutionellen und individuellen Formen von Rassismus verschärfen das Armutsrisiko für betroffene Gruppen.
Die NaDiRa-Analysen zeigen, dass muslimische Männer mit 41 % die höchste Armutsgefährdungsquote aufweisen, gefolgt von asiatischen und Schwarzen Männern. Auch muslimische Frauen (38 %) sowie asiatische und Schwarze Frauen sind überdurchschnittlich betroffen. Selbst bei Vollzeiterwerbstätigkeit oder hohem Bildungsniveau bleibt das Armutsrisiko für rassistisch markierte Gruppen erhöht, was zeigt, dass strukturelle Benachteiligungen und Diskriminierung zentrale Faktoren sind.
Mehr zur Studie: https://www.dezim-institut.de/fileadmin/user_upload/Demo_FIS/publikation_pdf/FA-6057.pdf